AutorKirsten Kahler

Sich einen Text zu eigen machen

Angenommen, Sie sind eine vielbeschäftigte Führungskraft. Zu Ihren Aufgaben gehören neben dem Tagesgeschäft auch Vorträge, Video-Botschaften, Grußwörter. Aus Zeitgründen formulieren diverse Mitarbeiter diese Texte für Sie. Aber wenn Sie dann den Vortrag halten, fühlen Sie sich ferngesteuert. Und für andere wirkt der Text womöglich abgelesen. Ist Auswendiglernen die Lösung? Nein, bloß nicht!

Mein Tipp: führen Sie den ausformulierten Fremdtext auf Ihre persönlichen Stichworte zurück. Und das geht so:

  1. Sie lassen sich den Text als Datei geben. Nicht als Papierversion.
  2. Sie MÜSSEN diesen Text wenigstens einmal für sich selbst durchgehen. Sie „durchleben“ die Argumente und machen sie so zu Ihren eigenen (oder Sie streichen sie). Können Sie sich mit jedem einzelnen Argument verbinden? Können Sie sich das Gefühl vorstellen, es auszusprechen? Wenn nicht, weg damit!
    • Dieser Durchgang ist für diese Methode unumgänglich, sonst funktioniert sie nicht. Es mag am Anfang noch Konzentration erfordern, später gelingt es Ihnen en passant. Man braucht dafür keinen Schreibtisch. Es geht auch auf der Autorückbank oder im Flieger.
  1. Sie dampfen den Text in der Datei ein:
  • Variante 1: Sie markieren farblich die Schlüsselwörter in den Sätzen.
  • Variante 2: Sie lassen pro Satz nur die Schlüsselwörter stehen und ersetzen alle anderen Wörter durch Striche. Das sieht in etwa so aus:
    • Das wichtigste – – – sagen- – Umsatz – – – stolz —- feiern!
  1. Sie drucken den Text aus und kleben ihn bei Bedarf auf Moderationskarten.
  2. Sie probieren den Vortrag mit dem reduzierten Text einmal aus. Aber nur, wenn Sie Zeit dafür haben!

Wenn Sie dann den Vortrag halten, werden Ihnen trotz der wenigen verbliebenen Worte im Skript die Argumente wieder einfallen. Und Sie werden sie in Ihren Worten formulieren. Echt und authentisch. Überzeugend und leidenschaftlich. Die Befürchtung, dass Ihnen die Füllwörter aus den Sätzen fehlen werden, ist unbegründet. Denn Sie finden Ihre eigenen.

Aber bitte beherzigen Sie: diese Methode funktioniert nur, wenn Sie sich zu Beginn ein, zwei Mal mit diesem Fremdtext verbinden.  Nur dann finden Sie während des Vortrags wieder intuitiv in das Thema hinein.

Ihr wärt gern wie ich

Egal, wie schlecht die Nachricht ist, die Sie zu verkünden haben:  Ihr Publikum honoriert schon allein die Tatsache, dass Sie sich zeigen – ob nun auf der Bühne oder im Video. Wenn Sie beispielsweise auf einer Mitarbeiterversammlung für Sparmaßnahmen werben müssen, werden Ihnen natürlich Aggression und Ablehnung entgegenschlagen. Aber genauso viele Menschen werden Sie für diesen Auftritt respektieren. Denn Sie zeigen Mut und Aufrichtigkeit in der Sache. Sie zeigen Ihr Gesicht.

Und es gibt noch einen weiteren Faktor: Ein Auftritt vor Publikum erzeugt per se Bewunderung. Denn Sie stehen oben auf der Bühne, das Publikum sitzt unten. Sie sind bildfüllend im Video zu sehen, der Zuschauer bleibt ungesehen im Dunklen. Sie sprechen, er muss schweigen. All diese Details wirken unbewusst und erzeugen zusätzlich Respekt und Anerkennung. Wenn Sie sich dieser unbewussten Vorschusslorbeeren bewusst sind, werden sie Ihnen über etwaige Anfangsnervosität und Lampenfieber hinweghelfen. Der Satz „Ihr wärt gern wie ich“ könnte Ihr Mantra sein.

Und natürlich hilft Ihnen dieser ‚Bühnen-Faktor‘ auch bei neutralen und positiven Botschaften! Dann erst recht!

Wohin mit den Händen?

Der Vorteil eines Stehpultes ist, dass man sich dahinter verstecken kann. Aber leider sind Pulte out. Am angesagtesten sind freie Vorträge mittels Prompter oder Mnemotechnik. Wohin dann mit den Händen?

Namhafte Vortragsredner empfehlen, sich überhaupt nicht um die eigenen Hände zu kümmern. Nach dem Motto: wenn ich mich mit mir wohlfühle, dann passt meine Handhaltung/Gestik zu mir. Genau dieser Meinung bin ich auch, denn auch ich denke: Schönheit kommt von innen! Mit der geeigneten Einstellung zu sich und zur Situation wirken Sie authentisch. Und Authentizität schlägt alles.

Wenn Sie trotzdem ein paar Leitplanken suchen – hier sind sie:

  1. Unterstreichen Sie mit Ihren Händen Ihre Aussagen. Dies wirkt noch natürlicher, wenn Sie während Ihres Vortrags leicht auf und ab gehen können.

Wenn Ihre Gestik dezenter wirken soll, bewegen Sie Ihre Hände im Bereich zwischen Gürtellinie und Brust. Das geht so: zuerst lassen Sie Ihre Arme seitlich am Körper hängen. Dann winkeln Sie die Unterarme etwas an und lassen zwischen Ellenbogen und Körper eine Winzigkeit Luft.  In dieser (Ellenbogen-)Position ist alles erlaubt: Sie können mit Unterarm und Händen kreisen, Bögen beschreiben oder anderweitig Ihre Aussagen unterstreichen. Es wirkt nicht übertrieben, weil Sie Ihre Hände nur leicht über der Gürtelhöhe halten.

  1. Sie verwenden Moderationskarten. Egal, ob Sie drauf schauen oder nicht – sobald Sie etwas in den Händen halten, entwickelt sich eine natürliche Gestik. Manche Redner benutzen Moderationskarten ausschließlich, um ihre Hände zu beschäftigen. Ihnen ist das zu offensichtlich? Nun ja, wenn es Sie beruhigt, ist es für den Anfang besser als nichts.
  2. Wenn Sie vor dem Vortrag (oder im Interview) auf ihr Stichwort warten: lassen Sie den einen Arm in der angewinkelten Position, den anderen lassen Sie neben dem Körper hängen. Das sieht elegant und natürlich aus.

Sie können auch beide Unterarme einfach in der angewinkelten Position belassen. Sie können die Fingerspitzen der beiden Hände leicht verhakeln, oder die Fingerspitzen aneinanderlegen, oder Sie legen den Handrücken der einen Hand in die Handfläche der anderen.

Meine persönlichen No-Gos: Hände in den Hosentaschen, verschränkte Arme und die Merkel-Raute. Erstere wirken auf mich, als hätten Sie etwas zu verbergen. Letzteres wirkt außerordentlich gekünstelt.

Ihr Lieblings-Zuschauer

Bei einer persönlichen Unterhaltung schaut man dem Gegenüber ins Gesicht. Bei einer Video-Botschaft gibt es nur die Kamera. Und sie sendet womöglich noch nicht einmal live. Also nicht nur kein Gesicht zu sehen, sondern tatsächlich (noch) keines da! Kann man trotzdem eine Verbindung zu dem späteren Zuschauer aufbauen?  Man kann! Diese Herausforderung teilen Sie mit sämtlichen TV- und Radiomoderatoren. Das Geheimnis: Stellen Sie sich Ihren idealen Zuschauer in der Phantasie vor – in welcher Situation ist er gerade? Aus welchem Umfeld kommt er? Wie sieht er aus? In welcher Stimmung ist er? Es mag Ihnen wie Hokuspokus vorkommen, aber man sieht und hört es Ihrem Vlog an, ob Sie einen solchen Zuschauer-Idealtypus vor Augen hatten oder ob Sie ins Leere geredet haben. Wer ins Leere spricht, wirkt nach innen gekehrt. Und das kappt den Draht zum Publikum.

 

Laangsaam!

„GutenTagmeineDamenundHerren, wieschöndassichvorIhnensprechendarf………“ Puh! Schnellsprecher hoffen, dass sie durch hohes Vortragstempo frisch und präsent wirken.  Nur ja niemanden einschläfern! Aber sie erreichen genau das Gegenteil. Sie ermüden ihr Publikum.  Das muss sich nämlich anstrengen um zu folgen, es reagiert genervt und – noch schlimmer – es zweifelt alsbald an Ihrer Glaubwürdigkeit. Denn Menschen spulen beim natürlichen Sprechen ja auch keinen fertigen Text ab, sondern sie entwickeln ihn zeitgleich in ihren Gedanken. Dadurch entstehen Pausen und Tempowechsel.  Das gilt umso mehr, wenn Sie in Ihrem Gegenüber etwas bewirken wollen, wenn Sie also Emotionen und Appelle transportieren. Also: versuchen Sie es mit dem halben Tempo und machen Sie Pausen zwischen den Sätzen!

Kleiner Heimvorteil: wer nicht schneller spricht als er mitdenken kann, verhaspelt sich seltener und verliert nicht so bald den Faden.

Kurz, knapp, Statement

Es gab einmal eine Zeit, in der konnte man mit geschlossenen Augen erkennen, welcher Partei ein Politiker angehörte – man brauchte nur ein Statement von ihm im Fernsehen zu hören. Hing er mit der Stimme in der letzten Silbe oben, war er sicher von den Grünen oder der Linken. Wenn er stimmlich „gelandet“ war, kam er aus anderen Parteien. Was war da los? Ganz einfach: Das Statement war von der Redaktion am Ende abgeschnitten worden, offenbar, weil es zu lang war oder zu viele Aspekte enthielt.

Noch heute sind die Fehler, die zu diesen gekappten Statements führen, dieselben. Und sie können jedem passieren: Politikern wie Kommunikatoren, CEOs oder Experten. Der Verfasser ist zu wenig inhaltlich fokussiert, die Argumente sind zu wenig strukturiert und deshalb gerät das Statement zu lang und zu unscharf. Der O-Ton-Geber hat einfach „zu viel gewollt.“ Die Redaktionen schneiden sich deshalb das Beste heraus – und das sicherlich nicht immer im Sinne des Erfinders. Das gilt übrigens für Print, Radio und TV gleichermaßen.

Das Wollen

Tipp 1:

Formulieren Sie für sich im Stillen Ihre Botschaft in einem einzigen Satz. Damit haben Sie den Kern Ihrer Message. Um diesen Kern herum sammeln Sie die nötigen Argumente – und nur die nötigen. Den Rest streichen Journalisten sowieso.

Tipp 2:

Formulieren Sie konzeptionell. Das bedeutet: Formulieren Sie in ganzen Sätzen und benennen Sie die Dinge, anstatt sie durch Fürwörter/Pronomina zu ersetzen, wie „der, die, das“ oder „er, sie, es“. Notfalls in jedem Satz aufs Neue. Andernfalls entsteht durch Kürzung leicht ein falscher Zusammenhang. Dabei hilft es, sich den Empfänger Ihrer Botschaft als blutigsten Laien vorzustellen – übrigens gar nicht so unrealistisch in der Journalistenlandschaft.

Und überlegen Sie: Will ich informieren oder provozieren? Je nachdem brauchen Sie eine andere Herangehensweise.

Ein Beispiel: Der britische Biochemiker Terence Kealey hat angeblich herausgefunden, dass das morgendliche Frühstück den Blutzuckerspiegel für viele Stunden erhöht. Er könnte sagen: „Ich empfehle Breakfast-Cancelling, weil dies den gesamten Tag lang den Blutzuckerspiegel auf niedrigem Niveau hält.“ Stattdessen formulierte er: „Frühstücken ist das neue Rauchen“. Die sachliche Variante erzeugt Verwunderung – die provokante Variante erzeugt Widerstand. Was wollen Sie?

Die Länge

Tipp 3:

Fragen Sie die Redaktion, wie lang das Statement werden soll und halten Sie sich daran. Jede Botschaft funktioniert in jeder Länge. Es ist besser, wenn Sie kürzen, als wenn die Redaktion im Nachhinein kürzt. Wenn Sie noch keinen Abnehmer haben, gilt: TV sendet gern maximal zehn bis 20 Sekunden, Radio nimmt auch 30 Sekunden. Das entspricht vier bis fünf Sätzen.

Zeitungsredaktionen machen das genauso. Diese zerlegen Statements gern in einzelne Sätze, Satzgruppen, Satzteile. Anders ist es bei rechtfertigenden Stellungnahmen des Unternehmens in Krisensituationen. Hier sind viele Redaktionen etwas vorsichtiger und zitieren vollständiger, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Deshalb gilt immer: Testen Sie Ihr Statement vorab an Ihrem Umfeld. Geht’s noch kürzer?

Die Struktur

Tipp 4:

Für das Kurz-Statement hat sich eine rhetorische Form bewährt, die als Vierklang, Fünfsatz-Modell oder Zielsatz-Methode bekannt ist. Dahinter steckt die Reihung: Botschaft – ein oder mehrere Begründungen – eventuell ein Beispiel – Wiederholung der Botschaft. Das klingt verständlich, aufgeräumt und professionell.

Beispiel: Wir als Verband der Diesel-Freunde fordern eine kostenlose Nachrüstung der Dieselfahrzeuge durch die Hersteller. Schließlich haben die Autoproduzenten die technischen Möglichkeiten und die Verantwortung. Die Autofirmen haben die fertige Nachrüstungstechnik in der Schublade und sie konnten außerdem die Dieselkrise ahnen. Deshalb sind die Kfz-Hersteller in der Pflicht, die Diesel-Autos kostenlos nachzurüsten.

Die eindrucksstärkste Begründung setzen Sie in Ihrer Reihung an die erste Stelle, denn falls Journalisten kürzen müssen, kürzen sie von hinten.

Zusatztipps: Vor Mikrofon und Kamera

Tipp 5: Sprechtempo

Sprechen Sie langsamer als üblich. Dann ist es vermutlich für Ihre Zuhörer und Zuschauer schon schnell genug. Denn Ihr Sprechtempo, das im Interview dynamisch und leidenschaftlich klingen mag, kann in einem isolierten Statement durchaus eilig, fahrig oder ungeduldig wirken.

Tipp 6: Bildhintergrund

Lassen Sie sich nicht vom Kamerateam vor einen widersprüchlichen Hintergrund stellen. Ihre Message zum reibungslosen Zusammenspiel Ihres Topmanagements wird vor dem Hintergrund einer Baustelle zur Lachnummer. Das Kamerateam muss dies gar nicht bös gemeint haben – Termindruck reicht für solche Text-Bild-Scheren völlig aus. Also nehmen Sie eine Begleitung mit zum Dreh, die mit „Kamerablick“ den Set überprüft. Diese Begleitung hat außerdem dafür zu sorgen, dass die Kamera nicht gegen Ihre Erlaubnis vor oder nach dem Statement Aufnahmen von Ihnen macht.

Zum Schluss noch ein Plädoyer für das Radio- und TV-Statement. Viele scheuen es und ziehen sich auf schriftliche Stellungnahmen zurück, weil sie Manipulationen an Bild und Ton befürchten. Die Angst ist berechtigt. Aber das gesprochene Wort ist nun einmal in seiner positiven Öffentlichkeitswirkung nicht zu toppen. Selbst wenn Ihre Aussagen aufs Schlimmste beschnitten wurden, so haben Sie Ihrem Unternehmen Gesicht und Stimme gegeben. Ihre Kunden werden Sie dafür lieben. Denn wer vertraut schon einer gesichtslosen Firma?

Der Artikel ist in ähnlicher Version im März 2018 auf Pressesprecher.com erschienen.

#happyhartz – Ein Lehrstück in Sachen Vertraulichkeit

Im Dezember 2017 sorgte eine Hartz-IV-Werbekampagne für Furore im Netz. Wie sich herausstellte, war sie ein Fake, enthüllt von einem Reporter des Deutschlandfunks. Zum Ärger des Initiators, denn der hätte sich gern selbst geoutet und hatte dafür vorsorglich auf die Kooperation mit diversen Medien vertraut. Was ist da schiefgegangen?
ein Kommentar von Kirsten Kahler                                                                                                                                                                                                                 
Wie konnte er nur? Da hat doch dieser windige Reporter die ganze Story ruiniert! Wieso hat der sich denn nicht an die vereinbarte Vertraulichkeit gehalten? – Die Empörung bei dem Verein Sanktionsfrei ist groß. Mit der Guerillakampagne „Happy Hartz“ wollten die Aktivisten auf Missstände in der Arbeitslosenunterstützung hinweisen, aber ein Redakteur vom Deutschlandfunk hat die Geschichte dreist vorab enthüllt.

Der Verein klagt, der Journalist habe sich nicht an die vereinbarte Vertraulichkeit gehalten. Der berichtete über die Kampagne, nachdem er herausgefunden hatte, dass die zynisch inszenierte Werbekampagne für Hartz IV ein Fake war. Dabei sei er nicht der Erste und nicht der Einzige gewesen, der bei der verantwortlichen PR-Agentur angerufen habe, ließ der Verein in einer Pressemitteilung wissen. Wie er seien auch andere Journalisten ins Vertrauen gezogen worden. Doch nur er hat die Story vorzeitig gebracht.

Der DLF-Redakteur verteidigte sich, er habe mit der Veröffentlichung nicht warten können. Das Thema war in den Sozialen Medien immer heftiger diskutiert worden und wurde deshalb aus journalistischer Sicht immer relevanter.

Wie steht es denn nun mit der Vertraulichkeit?
Normalerweise läuft es ja so: Der Informationsgeber bittet den Redakteur um Vertraulichkeit, der akzeptiert diese Bedingung und hält die Füße bis zum vereinbarten Zeitpunkt still. Nur so funktioniert es übrigens auch in der Politik, wenn aus Hintergrundgesprächen nur indirekt oder gar nicht zitiert werden darf – bekannt in der Formulierung „unter zwei“ oder „unter drei“.

Warum lässt sich der Journalist darauf ein? Aufgrund eines höheren Interesses. Entweder ist ihm klar, dass er andernfalls aus dieser Quelle nie wieder eine solch wertvolle Information erhalten wird (Zitat Sanktionsfrei: „Der Sender hat das Rennen gewonnen, aber unser Vertrauen verloren.“). Oder ihm wurde versprochen, dass er zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr Details erfährt, die ihm letztlich eine attraktive, runde Story verheißen. Lerne: Man kann mit Journalisten prinzipiell verhandeln.

Das öffentliche Interesse hat Vorrang
Nur leider sieht die Realität häufig anders aus. Denn Informationsgeber und Redakteur meinen oft nicht dasselbe. Die Bedingungen werden nur mündlich abgemacht. Der Informationsgeber glaubt, er habe die Vertraulichkeit verbindlich vereinbart, der Redakteur wertet dies als bloße Bitte – und berichtet dann doch.

Eigentlich müsste da eine schriftliche Vertraulichkeitsvereinbarung her, denn sie ist gerichtlich einklagbar. Aber faktisch nutzt das sowieso nichts, denn die umstrittene Neuigkeit ist ja dann trotzdem schon in der Welt.

Noch brisanter wird es, wenn die Story eskaliert und immer mehr Bevölkerungskreise betrifft. Dann gerät die Redaktion unter Zugzwang, denn der Journalismus ist nun einmal dem öffentlichen Interesse verpflichtet. Wenn also – wie hier – die Reaktionen im Netz immer massiver werden, wenn sich Verunsicherung breit macht, wird sich die Redaktion zur Berichterstattung verpflichtet sehen. Egal, ob vorher Vertraulichkeit vereinbart wurde oder nicht.

Das hätten auch der Verein und die verantwortliche Agentur wissen müssen. Doch so haben sie ein Lehrstück bereitet, ein Stück über das sensible Vertrauensverhältnis von PR und Journalismus.

Der Kommentar ist im Dezember 2017 auf Pressesprecher.com erschienen.

Was wir von Theresa May lernen können

Mensch, Mrs. May! Wie sah wohl Ihr Abend nach Ihrer Parteitagsrede in Manchester im Oktober 2017 aus? Haben Sie Ihren Büroleiter gefeuert, weil der störungsfreudige Komiker Simon Brodkin eine ganz reguläre Akkreditierung erhalten hatte? Dem Event-Team gekündigt, weil Buchstaben des Parteislogans im Hintergrund einfach herunterfielen? Oder die herbstlichen Erkältungsviren verflucht? Oder waren es am Ende doch die eigenen Emotionen?

Unter allen schiefgegangenen öffentlichen Reden hält der Auftritt der britischen Premierministerin auf dem Tory-Parteitag in Manchester Anfang Oktober sicherlich einen Pannenrekord. Umso erstaunlicher, mit welcher Souveränität Theresa May ihn gemeistert hat. Nicht alles lief rund, doch vieles schon.

Die Höhepunkte der “Pannen-Rede” im Video, zusammengestellt von der britischen Zeitung The Guardian.

1. Was tun, wenn die Stimme wegbleibt?

Die Situation

Theresa May räusperte sich durch ihre Rede. Husten und Räuspern ließen die Stimme immer brüchiger klingen, später nahezu weinerlich. Das ist ein hoher Preis, um eine Rede unbedingt zu Ende bringen zu wollen. In diesen Momenten leidet auch das Publikum. Die Aufgabe für den Redner: Verhindern Sie, dass es sich vollends verschämt abwendet!

Die Reaktion

Theresa May rettete der Hustenbonbon, den ihr Parteifreund Philip Hammond anreichte. Mays Schlagfertigkeit – „Es ist das erste Mal, dass der Finanzminister Geschenke macht“ – und das Lutschen dieses Bonbons und weiterer Pastillen während der Rede versöhnten das Publikum mit der anstrengenden Situation. Man beachte: Den Großteil ihrer Rede bestritt May fortan mit vollem Mund!

Ein weiteres Lehrstück, das sich aus Mays Reaktion ableiten lässt: Macht Ihnen ein Zuschauer aus dem Publikum in guter Absicht ein Geschenk, bauen Sie es in Ihren Auftritt ein oder lassen es wenigstens sichtbar auf dem Pult liegen. Eine engere Verbindung zu Ihrem Publikum ist kaum herstellbar!

Der Profi-Tipp

Was hilft nun, wenn man wirklich heiser und angeschlagen auf die Bühne gehen muss? Manche schwören auf Kombipräparate, manche auf Kehlkopf-Übungen und manche auf einen Plan B. Vielleicht lässt sich die Rede in Etappen aufteilen? Vielleicht lässt sich das Programm umstellen? In jedem Fall hilft es, eine Alternativ-Option parat zu haben. Denn allein die Tatsache, dass ein Plan B existiert, entspannt Brust, Schluckapparat und Stimme. Und das Hirn sowieso.

Und eine weitere Empfehlung aus der German Speakers Association: die „So-tun-als-ob“-Methode. Ihr Erfinder Hans-Uwe L. Köhler schwört darauf – wenn er sich vor dem Vortrag schon krank fühlt, bereitet er sich trotzdem haargenau so vor, als ob er kerngesund sei: gut essen, schick anziehen, unter die Leute gehen, sich auf den Auftritt freuen. So trägt ihn seine Motivation durch den Vortrag.

Womit wir bei der Psyche wären. Häufig sind es Stress und Aufregung, die auf die Stimme schlagen. Und hier ist es ganz einfach: Sobald Sie Ihre persönliche Stimmung akzeptieren, verschwinden Husten und Heiserkeit. Emotionen bahnen sich immer ihren Weg. Wenn man sie wegdiskutiert, reagiert der Körper anderswo. Und zwar unberechenbar und ohne Vorwarnung. Wenn Sie es also irgendwie können, formulieren Sie Ihre Stimmung. Sei es hinter der Bühne oder auf der Bühne. Vorformuliert im Redetext oder spontan.

2. Was tun mit Störern?

Die Situation

Komiker Simon Brodkin pirschte sich zur Bühne und reichte der Premierministerin ein Entlassungsschreiben. Er redete dabei hörbar laut. Er ist damit kein Zwischenrufer, der mit inhaltlicher Kritik den Vortrag voranbringen will. Brodkin ist ein Störer. Auf Zwischenrufer sollte man eingehen. Aber Unruhestifter?

Die Reaktion

Theresa May nimmt das Schreiben hinter dem Pult an – für Fotografen unsichtbar – und legt es auf den Boden. Bravo! Sie hat die Show des Komikers beendet (er hat kein zweites Formular dabei) und es ist keine peinliche Fotoszene entstanden.

Der Profi-Tipp

Smile, please! Theresa May hätte ein bisschen mehr lächeln dürfen. Damit hätte sie der Situation ein wenig die Wucht genommen. Stattdessen sprach sie ihren Text stoisch weiter, was ihr Image als emotionsloser „Maybot“ noch betont haben dürfte.

3. Was tun bei Bühnenpannen?

Die Situation

Während der Rede der britischen Premierministerin lösten sich nach und nach Buchstaben aus dem Parteislogan im Hintergrund und fielen – für das Publikum gut sichtbar – herunter.

Die Reaktion

Hier zeigt Theresa May, wie es nicht geht: Sie ignoriert die abstürzenden Buchstaben im Bühnenhintergrund. Oder bemerkt sie sie gar nicht?

Der Profi-Tipp

Ignorieren ist immer nur die zweitbeste Wahl. Die Bühne und der Redner sind untrennbar verbunden. Alles, was im Hintergrund geschieht, hat hohe Symbolkraft. Deshalb müssen Sie dies aufnehmen. Ob es herunterfallende Buchstaben sind oder ausfallende Scheinwerfer, herabfallende Bilder – das Publikum wird schmunzeln, und Sie sind gut beraten, in das gemeinschaftliche Schmunzeln einzustimmen. Egal, wie banal es klingen mag – sagen Sie etwas dazu. Und sei es nur: „Was will mir dieser Scheinwerfer jetzt wohl sagen?“

Fazit: So meistern Sie Pannen-Reden

In Krisensituationen kommt es zusammengefasst auf diese goldenen Regeln an:

  • Haben Sie immer einen Plan B in der Tasche.
  • Wenn Sie emotional bewegt sind, formulieren Sie es – denn Emotionen lassen sich nicht verdrängen.
  • Seien Sie spontan – ignorieren Sie nicht, was um Sie herum passiert.
  • Und last but not least: Vergessen Sie das Lächeln nicht!

Der Artikel ist im Oktober 2017 auf Pressesprecher.com erschienen

Acht Anzeichen, dass ein Interview schlecht läuft

Stellen wir uns vor, Sie stehen kurz vor einem Interview. Gleich werden die Reporter zur Tür hereinkommen, und in dieser stillen Sekunde gehen Sie noch einmal in sich: Werden meine Botschaften für die Journalisten spannend sein? Werde ich verstanden werden? Werde ich unsere Unternehmenspläne gut verkaufen? Und natürlich: Wird die Redaktion die Story bringen?

Tatsächlich gibt es Anzeichen, die schon während des Interviews darauf hinweisen, ob etwas in die falsche Richtung läuft. Wenn Sie diese Zeichen erkennen, können Sie noch während des Gesprächs gegensteuern.

1. Der Reporter unterbricht Sie

Wenn es um ein TV- oder Radio-Interview geht, haben Journalisten sehr rigide Längenvorgaben. Nicht umsonst gibt es in Radio und TV den scherzhaften Spruch: „Du kannst über alles reden, nur nicht über 1’30!“ Will sagen: Ihre Antworten sind vermutlich zu lang. Also werden Sie kürzer! Beginnen Sie mit dem Wesentlichen, nicht mit dem Ersten. Fünf bis sechs Sätze pro Antwort sind meistens genug. Das gilt auch im Zeitungs-Interview. Gekürzt wird im Journalismus bekannterweise vom Ende her.

2. Der Reporter wirkt genervt

… und unterbricht Sie deshalb. Oder er rutscht ungeduldig auf dem Stuhl herum? Vielleicht hat er spannendere Aussagen von Ihnen erwartet. Es ist ein Unterschied, ob Sie um ein Interview gebeten werden oder ob Sie das Interview Ihrerseits arrangiert haben. Wenn man bei Ihnen angefragt hat,  rechnet der Journalist an bestimmten Stellen mit rhetorischen Ausweichmanövern – Zooming, Bridging und anderen Finessen. Wenn aber Ihre Pressestelle das Interview angeboten hat, verärgern Sie den Journalisten, wenn Sie keinen Klartext reden. Und übrigens: Fachsprache wird nicht als Kompetenzausweis verstanden, sondern als Arroganz.

3. Der Reporter kreist immer um dasselbe Thema

Möglichkeit eins: Ihm reichen Ihre entsprechenden Aussagen nicht aus. Jetzt besteht die Gefahr, dass er dieses Interview überhaupt nicht verwendet oder wütend über Ihr Gebaren schreibt. Fragen Sie ihn ruhig, worauf er hinaus will. Aber bleiben Sie ruhig und sachlich. Vielleicht müssen Sie auch erklären, dass es zu diesem Thema nicht mehr zu sagen gibt.

Möglichkeit zwei: Haben Sie sich vielleicht verquatscht? Manches mag aus kaufmännischer Sicht konsequent und richtig wirken, ist aber nach außen schlagzeilenträchtig. Zum Beispiel: Standort-Schließung, Kurzarbeit, Arbeitsplatzabbau. Haben Sie unwillentlich die Katze aus dem Sack gelassen?

4. Der Reporter lässt Sie reden und stellt keine Fragen

Wenn Sie Ihre Unternehmens-„Bombe“ platzen lassen, aber sich im Gesichtsausdruck Ihres Gegenübers nichts verändert, kann das folgende Gründe haben: Sie haben es zu kompliziert formuliert, oder Sie haben nicht erklärt, warum es in Ihrer Branche ein Knaller ist. Scheuen Sie sich nicht, Ihre Botschaft noch einmal im Detail zu erläutern. Journalisten sind nur selten genauso tief im Stoff wie Sie.

Weitere Möglichkeit: Die Konkurrenz war schneller als Sie. Journalisten möchten über etwas berichten, das neu ist oder anders als üblich. Alles andere, so meinen sie, langweilt die Leserschaft.

5. Der Reporter versteht Ihre Antwort mehrfach falsch

Solche Missverständnisse bemerken Sie oft nur, weil der Reporter Ihre Antwort aufgreift und daraus eine Frage ableitet. Wenn Sie ahnen, dass hier etwas falsch verstanden wurde, stellen Sie dies sofort klar. Was Sie hier und jetzt im Interview nicht berichtigen, landet schief im Blatt. Scheuen Sie sich nicht, auf Ihrer Erklär-Ebene noch einmal „einen Gang runterzuschalten“.

6. Der Reporter dämmert weg

Das passiert gern in Round-Table-Gesprächen mit mehreren Journalisten. Häufig liegt der Grund dafür gar nicht in den Antworten, sondern in der Verbindung zu den Zuhörern. In Gruppengesprächen ist es wie in Vorträgen: Man muss einen Draht zu den Zuhörern aufbauen und aufrechterhalten. Zum Beispiel durch Gegenfragen oder Denkanstöße.

Übrigens gilt in jeder Interview-Situation: Wenn Ihr Gegenüber aktiv zuhört und Sie es ihm im Gesicht ansehen, dann ist alles in Ordnung.

Dennoch kann auch dies noch passieren:

7. Der Reporter richtet seine Story anders aus als erwartet

Journalisten ordnen nun einmal ein. Sie rücken denjenigen Bereich ins Licht, der im thematischen Umfeld am neuesten oder überraschendsten wirkt. Haben Sie den journalistischen Wert Ihrer Informationen realistisch genug beurteilt? Und: Haben Sie das Thema vorab gut genug mit der Redaktion besprochen? Journalisten sind sehr wohl bereit, zusammen mit Ihnen einen guten Bericht zu konzipieren.

8. Der Reporter bringt die Story nicht

Jetzt ist natürlich die Enttäuschung groß! Fragen Sie ruhig in der Redaktion nach den Gründen. Es kann jederzeit passieren, dass etwas Bahnbrechendes die Nachrichtenlage komplett über den Haufen wirft und Ihre Story in die nächste Ausgabe schiebt. Da können Sie sich noch so gut mit dem Journalisten verstanden haben. Und falls es an einem der obigen Punkte gelegen haben könnte, sehen Sie es als persönliche Lernkurve.

Dieser Artikel ist im September 2017 auf Pressesprecher.com erschienen

Fünf Dinge, die Sie über Journalisten wissen sollten

„Oh Gott! Da ist schon wieder diese Journalistin am Telefon! Kann man die nicht abwimmeln?“ Nicht dass wir uns missverstehen: Journalisten sind dazu da, unsere Gesellschaft transparent zu halten. Wenn ein Unternehmen in die Krise gerät, kann dies von  hohem öffentlichem Interesse sein. Dann wollen und müssen Medien darüber berichten.  Aber sie sind auch Wirtschaftsunternehmen, die um Auflage und Quoten kämpfen.  In ihnen arbeiten Menschen, die genau so anfällig für Missverständnisse und  Spekulationen sind wie jeder andere auch. Wenn Ihr Unternehmen in die Krise gerät, werden Journalisten darüber berichten wollen. Und es liegt in Ihrer Hand, wieviel Wahrheit und Klarheit man darin finden wird.  Deshalb finden Sie hier fünf Dinge, die Sie über Journalisten wissen sollten:

  1. Man kann Journalisten nicht vom Berichten abhalten. Und sie lassen sich nichts diktieren. Aber je mehr Informationen Sie herausgeben, desto wahrer ist die Berichterstattung. Und desto eher werden Sie als „Thema“ für die Redakteure ausgereizt sein. Wenn Sie aber kommunikativ in Deckung gehen, verschärft dies das Misstrauen und schürt Spekulationen. Dann kommen die Reporter erst recht. Denn solange sich eine Krise entwickelt,  schreiben die Redaktionen Fortsetzungsgeschichten  – ob mit oder ohne Ihre Unterstützung. Da ist es doch besser, wenn sie auf Ihre Informationen und Ihr Hintergrundmaterial zurückgreifen können statt auf Mutmaßungen, oder? Sind Sie darauf vorbereitet?
  2. Journalisten klopfen gern einfach einmal auf den Busch, beziehungsweise schütteln den Baum. Mal sehen, ob etwas Verwertbares herunterfällt. Das tun sie im Dienste der Wahrheit und Klarheit, aber auch für Quote und Auflage. Sei es im Sommerloch oder im Konkurrenzdruck. Wenn Sie also genau über das Geschehen in Ihrem Unternehmen Bescheid wissen und Ihre Kernbotschaften formuliert haben,  dann widerstehen Sie dem Baumschütteln leichter. Tatsächlich haben viele Unternehmen ihre Kernbotschaften noch gar nicht definiert. Kennen Sie Ihre?  Und übrigens: Nicht jeder Journalist hat vorab gründlich recherchiert. Schnelligkeit geht vor. Es kann passieren, dass Sie in Ihrer Antwort die Unebenheiten der Frage erst noch glattziehen müssen.
  3. Man kann mit Journalisten verhandeln. Wenn ein Magazin eine längere Story über Sie plant, und wenn Sie wissen, dass Sie demnächst etwas Wissenswertes zu bieten haben, dann ist die Redaktion vielleicht bereit, die Story zu verschieben. Wenn es aber um öffentlichkeitswirksame Negativ-Ereignisse geht, lassen sich Journalisten das Berichten nicht ausreden. So sarkastisch es klingt: helfen kann da nur noch das Unglück anderer. Denn jedes Medium hat für seine Berichterstattung nur begrenzten Platz zur Verfügung.
  4. Freche Fragen gehören für Journalisten zum guten Ton. Das meinen sie gar nicht persönlich – meistens jedenfalls nicht. Es ist das Publikum, das sich Brot und Spiele wünscht. Aufstieg und Fall einer Person oder einer Firma – daraus strickt man die schönsten Geschichten! Zudem sehen sich viele Journalisten auf der Seite der Schwachen, der Kleinen, des Volkes usw. Das ergibt sich schon aus der Rolle als Vierte Gewalt, die ihnen die Demokratie zuschreibt. Der Vergleich zu Robin Hood ist nicht fern. Wer sich als ‚Anwalt‘ seines Publikums versteht, der sieht fast automatisch alles mit Skepsis, was groß, mächtig, reich oder staatlich ist. Da ist es zweitrangig, ob der Journalist für das Regionalblättchen arbeitet oder für das große Wirtschaftsmagazin.
  5. Die Krise der Konkurrenz ist auch Ihre Krise. Mit Blick auf Hintergrundberichterstattung und Faktenfortschreibung weiten Redakteure die Thematik immer weiter aus. Nach den ersten Berichten folgt bald die „zweite Welle“. Da wird dann geschaut, wie eigentlich Konkurrenten, Branchen-Nachbarn und andere Stakeholder Wenn Sie dann Ihre Kernbotschaften formuliert haben, genug „Pressefutter“ bereithalten und die Interviewsituation geprobt haben, wissen Sie auch auf freche Fragen eine besonnene  Antwort.

Dieser Artikel ist im Dezember 2015 auf Pressesprecher.com erschienen.

Wer sagt es dem Chef?

Haben auch Sie Ihren Kindern beigebracht, immer schön ehrlich zu sein? Und wie peinlich wird es dann, wenn sich Ihr Kind beim Besuch der Schwieger-Oma tatsächlich daran hält? Wenn Wahrheit mit Kritik verbunden ist, dann vertragen Menschen ehrliche Worte höchst selten.

Stattdessen fühlen sie sich ertappt, bloßgestellt, beleidigt, beschämt usw. usw.  Was moralisch geboten ist, funktioniert real nur schlecht. Psychologen kennen dieses Phänomen. In vielen Experimenten haben sie bewiesen, dass Menschen nun einmal negative Aussagen über sich selbst nicht hören wollen. Lieber akzeptiert der Mensch stattdessen eine höfliche Flunkerei.

Immer wieder kommt es zu medial begleiteten Selbstversuchen à la „40 Tage lang nicht lügen“. Ein Journalist, der solch einen Selbstversuch vor einigen Jahren vollzog, riet nach dem Ende turbulenter sechs Wochen von Nachahmungen ab. Er erzählte, dass er heilfroh sei, trotz dieser radikal ehrlichen Phase noch verheiratet zu sein und seine Eltern weiterhin besuchen zu dürfen. Es ist nicht überliefert, was nach den sechs Wochen sein Chef über ihn dachte.  Denn auch in journalistischen Betrieben findet die offene Wahrheit schnell ihre Grenzen.

 Der Mensch ist für die Wahrheit nicht gemacht. Zumindest nicht ohne Weiteres.

Unter gewissen Voraussetzungen funktioniert es aber, eine unbequeme Wahrheit anzubringen. Ich persönlich vertrage solche Ehrlichkeiten am besten durch den Mund meiner Liebsten oder aber eines Fremden. Deshalb erkenne ich hier zwei Maximen: entweder ist man sich richtig, richtig nah oder ganz, ganz weit voneinander entfernt. Entweder also kennt man sich seit Jahrzehnten, ist auf millimetergenauer Augenhöhe und weiß vom anderen zuverlässig, dass er es wirklich gut meint (Beste Freundin, bester Kumpel, vielleicht bester Kollege – Familienmitglieder sind schon heikler), oder aber man hat ein distanziertes beziehungsweise formales Verhältnis. Dazwischen gibt es nichts.

Im Business aber sind die meisten Relationen „dazwischen“. Unter Kollegen schwingt oft ein Konkurrenzgedanke mit und im Verhältnis Vorgesetzter zu Mitarbeiter wird es endgültig kompliziert. Viele Unternehmenskulturen lassen persönliche Kritik nur in Maßen zu, schon gar nicht von unten nach oben. Tradition und Hierarchie tun ihr Übriges. Und selbst im offenen Führungsstil, selbst wenn Führungskräfte Gleiche unter Gleichen sein wollen, wird ein offenes Wort schnell zum Bumerang.

Wer aber berät die Chefs? wenn es um deren Kommunikationsstil geht oder um deren Konfliktfähigkeit?  Oder um deren Rollenverständnis als Führungskraft? Wer sagt ihnen, wie sie intern und in den Medien am besten „rüberkommen“?  Schließlich sind all dies entscheidende Fragen, wenn der CEO im Sinne des Unternehmens gut positioniert sein will. Und nicht nur das. In Umfragen wird immer wieder deutlich, was sich Mitarbeiter von ihren Führungskräften wünschen:  aufrichtiges Interesse, eine sachlichere Diskussion und eine offenere Kommunikation bezüglich betrieblicher Probleme. All das will gelernt sein.

Wer also berät den Chef? Die Mitarbeiter sind dazu nur in wenigen Fällen geeignet. Denn Beratung ist gleichbedeutend mit Kritik.

Hier kommen externe Berater und Coaches ins Spiel. Als Dienstleister haben sie die „gewisse Distanz“, denn Sie stehen nicht in der Hierarchie. Außerdem werden sie ja gerade deshalb engagiert, weil sie – konstruktiv natürlich – Kritik üben sollen. Im Übrigen haben sie gelernt, wie man professionell und wertschätzend solche kritischen Worte transportiert.  Und externes Knowhow sowie den „Blick über den Tellerrand“ haben sie überdies im Gepäck.

Und was sollte ein Berater bzw. Coach mitbringen? Sicherlich Fachwissen und Erfahrung. Aber darüber hinaus aus meiner Sicht vor allem zwei Dinge. Er sollte die Fähigkeit haben, auch über längere Zeit den Blick neutral halten zu können. Er sollte also alle Seiten vorbehaltlos bewerten können, anstatt sich mit der Sache gemein zu machen.  Außerdem sollte er in der Lage sein, sich auf die innere Welt und die Sichtweisen seines Kunden tatsächlich einzulassen. Coaches nennen das: die eigene Landkarte verlassen.

Nur dann kann er zusammen mit seinem Klienten etwas erarbeiten, was wirklich zu ihm und dem Unternehmen passt.

Dieser Beitrag ist als Gastartikel ursprünglich auf vomHoff.de erschienen.

 

 

 

Schlagfertigkeit – wie finden Sie die passende Antwort?

Schlagfertigkeit ist keine Gottesgabe. Man kann es üben. Vielleicht hilft ein guter Wortschatz, aber ein schnelles Mundwerk ist eher schädlich. Denn gesagt ist gesagt und bereut ist es schnell.

Entscheidend ist es, die akute Gesprächssituation zu erfassen: Was bezweckt ihr vermeintlicher Angreifer wirklich? Will er Sie tatsächlich attackieren? Oder nur provozieren? Oder will er einfach witzig sein?  War die – von Ihnen gehörte – Spitze womöglich sogar ganz sachlich gemeint? Oder gehört alles nur zum “Spiel” Ihrer beider Rollen? Schießen Sie nicht mit Kanonen auf Spatzen! Treten Sie stattdessen innerlich einen Schritt zurück.

Ebenso entscheidend: Seien Sie sich Ihrer Möglichkeiten bewusst. Müssen Sie wirklich auf den Inhalt des Anwurfs eingehen? Müssen Sie wirklich die „freche“ Art Ihres Gegenübers parieren? Können Sie stattdessen mit einer ungefähren Antwort ausweichen? Oder – und das ist wahre Schlagfertigkeit – die Situation in einen Scherz umleiten? In Ihren persönlichen Humor?

Was erlaubt Ihnen Ihre persönliche Rolle in diesem „Zweikampf“? Haben Sie diese persönliche Rolle für sich schon definiert? Schlagfertigkeit kann man üben. Haben Sie Lust dazu?
 

 

Was unterscheidet eigentlich ein journalistisches Interview von einer Unterhaltung?

Scherzbolde könnten behaupten: das Mikrofon in der Mitte. Stimmt! Aber wenn man das Mikrofon durch Kugelschreiber und Schreibblock ersetzt, ist der Unterschied schon nicht mehr so klar. Ärzte und ihre Patienten, Architekten und ihre Kunden, Vorgesetzte und ihre Mitarbeiter – sie alle führen mitunter Gespräche miteinander, in denen sie ähnliche Interessen verfolgen wie Interviewpartner und Interviewer.

Der Fragende will die „absolute Wahrheit“ wissen, das Thema ist emotionalisiert, Vorwürfe liegen in der Luft.  Der Befragte hingegen möchte seine Sicht der Dinge schildern und fühlt sich missverstanden.

Da kann man sich vom Interviewtraining vieles abgucken: Auch hier geht es darum, die eigene Kernbotschaft einbringen zu können, sachlich zu bleiben, verständlich zu formulieren, Missverständnisse zu verhindern.

Dazu stellen sich als Vorbereitung folgende Fragen :

– Wie lauten die Kernbotschaften, die ich unbedingt vermitteln will?

– Wie gelingt es mir, diese Botschaften anschaulich darzustellen?

– Welche Fragen wird mir mein Gegenüber vermutlich stellen? Welche Einstellung hat er zu meinem Thema? Unter Umständen     beeinflusst dies wiederum die Wahl meiner Kernbotschaften.

– Wie gelingt es mir, ihn bei seinen Fragen “abzuholen”?

– Wie funktionieren die Methoden, aus einer heiklen Frage eine akzeptable Antwort zu machen?

Sobald all dies geklärt und  – gegebenenfalls  – geübt ist, kommen beide Gesprächspartner sicherlich schneller zum Ziel.

 

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Journalisten-Weltsicht

David gegen Goliath

Quelle: Michael Thomas

Es gibt in Redaktionen eine weit verbreitete Grundhaltung, die es zu kennen lohnt. Nennen wir sie: „David gegen Goliath“. Man könnte auch sagen: wir da unten, ihr da oben. Journalisten sehen sich meistens auf der Seite der Schwachen, der Kleinen, des Volkes usw. Das ergibt sich schon aus der Rolle als Vierte Gewalt, die ihnen die Demokratie zuschreibt. Außerdem berichten die meisten Medien aus Sicht der Einzelperson und nicht aus Sicht der Volkswirtschaft. Sie haben  also sozusagen den Blick von unten  und seltener von oben. Das gilt im Grunde genommen für jedes Medium, auch wenn das eine ausgewogener berichtet als das andere. Aber das bedeutet, dass sich Journalisten als Anwalt des Publikums verstehen und dass sie auf diese auf diese Weise alles skeptisch macht, was mächtig, reich oder staatlich ist.

Insofern:  je größer die Firma und je erfolgreicher  sie ist,  desto genauer achten Journalisten darauf, ob sie stolpert.   Hierzu sei erwähnt: Neid spielt in Deutschland ja sowieso  eine große Rolle.

Sie haben Fragen oder Anregungen dazu? Dann mailen Sie mir gern oder rufen mich an.

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Zooming

Zoom KameraLieben Sie Filme? Dann kennen Sie die Macht des Objektivs. Wenn die Kamera in ein Motiv hineinzoomt, dann tauchen auch Sie in die Materie ein und lassen die bisherige Rahmenhandlung hinter sich. Sobald  die Kamera dann wieder herauszoomt,  werden die Details des Motivs unwichtig und das große Ganze rückt in den Vordergrund.

Dieses Zooming funktioniert auch in der Sprache und dient als rhetorische Methode, um auf ungelegene Fragen angenehme Antworten geben zu können. Man macht sich zunutze, dass es auch auf heiklen Themenfeldern stets Bereiche gibt, von denen man trotzdem gern erzählen mag. Und je spannender da die Detailschilderung ausfällt, desto mehr rücken andere unangenehme Fragen in den Hintergrund. Nun kann man nicht plump über Finanzen reden, wenn der Journalist nach Mitarbeitermotivation fragt, aber wenn man vertikal denkt, klappt es.

Wie funktioniert das? Dazu stellen wir uns ein unternehmerisches Thema wie eine Zwiebel vor. Unsere Beispielfrage: „Wie wollen Sie beim Thema „Industrie 4.0“ Schritt halten?“ Die Antwort-„Zwiebelschalen“ gestalten sich von außen nach innen zb. wie folgt:

  • ja, Industrie 4.0 ist ein wirklich sehr wichtiges Thema, gerade in Deutschland/ unserer Branche…. (äußerste Schale)
  • wir haben da schon über die Modelle A, B und C nachgedacht und in unserer Branche entwickelt sich die Nutzung von 4.0  ja Richtung Y….. (zweit-äußere Schale, denn Sie geben Ihre Strategiegedanken preis und werden danach wieder allgemein)
  • Wir verfolgen bereits das Modell B, haben schon die halbe Wegstrecke zurückgelegt…… (nächst innere Schale, denn Sie werden immer konkreter und laden zu immer konkreteren Nachfragen ein und lenken von anderem ab)
  • Wir haben bereits Maschine X gekauft, die kann sich mit den Maschinen Y und Z vernetzen. Hier haben wir bereits erste Versuche mit der Vernetzung hinter uns und dabei ist folgendes herausgekommen…… (Damit sind Sie sehr tief im Kern Ihrer Zwiebel angekommen, denn Sie geben sehr viel preis und es stellen sich für den Reporter viele neue Fragen. Sie haben aber auf dieser Ebene die Möglichkeit, durch eine Menge Detailschilderung von anderen Fragen abzulenken).

Zooming-in bzw zooming-out bedeutet nun, soweit in die Zwiebel hinein- oder heraus zu zoomen, bis Sie eine Schalen-Ebene finden, über die Sie gut reden können. Das muss nicht dieselbe Schalen-Ebene sein, nach der der Reporter gefragt hat. Aber selbst wenn er noch einmal nachfragt, wirkt ein ausweichendes, kurzes „Da sind wir noch in der Planung/im Gespräch“ erheblich befriedigender als wenn Sie ausschließlich diese dürre Nachricht präsentieren.

Achtung: je ungefährer die Frage ist, desto besser funktioniert das Zoomen. Bei sehr direkten Fragen zu heißen Themen („werden Sie den Standort X schließen?“) braucht es eine andere Strategie.

Im Sinne des Zooming-Ins verfährt man übrigens auch mit sogenannten Blumenstraußfragen. Unerfahrene Interviewer kombinieren gern mehrere Einzelfragen. Das klingt dann so: „Wollten Sie eigentlich schon immer Vorstand werden, wie war eigentlich Ihr Werdegang und was sagen Ihre Mitarbeiter zu Ihrer neuen Position?“ Solche Fragen dürfen Sie natürlich gern in einem gut gewichteten Dreiklang beantworten – sofern Sie sich noch an die drei Aspekte erinnern. Für viele Interviewprofis ist dies aber die Einladung zu einem Zooming-in: Welche Frage davon beantworten sie? Die angenehmste natürlich, und zwar in aller Ausführlichkeit! Und was machen sie mit den anderen Fragen aus dem ‚Blumenstrauß‘? Wie – da gab’s noch andere Fragen…..?  😉

Sie haben Fragen oder Anregungen dazu? Dann mailen Sie mir gern oder rufen mich an.

 

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: fiese Fragen

bombe_schatten„Wer garantiert Ihnen eigentlich, dass Sie Ihren Job länger behalten als Ihr Vorgänger?“, fragt Sie der Journalist. Garantieren? Na, ja. Im Leben ist ja eigentlich nichts garantiert, oder? Also, was antworten Sie? „Niemand“ ? Oder sagen Sie: „ich weiß genau, dass ich meinen Job behalte“? Beides ist für Häme gut.

Hübsch ist auch der Satzeinstieg: „Angenommen, Sie müssen morgen zurücktreten, was würden Sie………?“  Moment mal, Rücktritt? Ja, was sagt man denn da? Es gibt es Techniken, mit solchen Fragen umzugehen. Aber gewöhnungsbedürftig sind sie trotzdem.

Warum tun Journalisten das? Freche Fragen gehören für Journalisten zum guten Ton, denn nur ein kritischer Journalist ist aus Sicht der Branche ein guter Journalist. Teils machen sie es für das Publikum.  „Dem zeigt er es aber“, raunt das dann. Teils machen sie es auch für die Kollegen. Aber vor allem geht’s hier um gezielte Provokation. Es ist der Versuch, Sie zu einer  ungeplanten Emotion zu verführen. Oder vielleicht entfährt Ihnen eine Information, die Sie eigentlich nicht preisgeben wollten? Ein knackiges Zitat für die Headline tut‘s auch.  – Für Sie bedeutet das, solche Finten einzukalkulieren. Und zu wissen, wie man sich denen entwindet.

Sie haben Fragen oder Anregungen dazu? Dann mailen Sie mir gern oder rufen mich an.

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Bridging

Palace Bridge and Peter and Paul Cathedral. The White Nights in St.-Petersburg, Russia

Stellen wir uns vor, Sie sind mittendrin im Interview und da stellt der Reporter eine kritische Frage, der Sie faktisch nichts zu entgegnen haben. Vielleicht sprechen Sie beide gerade über Ihre betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und der Reporter stellt fest: „Herr X, seitdem Sie CEO sind, ist es stets bergab gegangen. Ihre Firma ist in Deutschland Marktletzter! “ Tja. was sagen Sie da? Faktisch hat er Recht. Welche Antwortmöglichkeiten haben Sie:

  • Widersprechen können Sie ihm eigentlich nicht. Kleinteilig herumrechten gereicht Ihnen nur zum Nachteil.
  • Einfach nicht darauf eingehen? Als Politik-Journalistin würde ich sagen, dass größtenteils dieses Antwortmuster daran schuld ist, dass Politiker in der Bevölkerung einen so schlechten Ruf bekommen haben. Deshalb fällt diese Variante auch für Sie aus.
  • Ansatzlos auf die schlechten Zeiten bzw die miese Konkurrenz schimpfen – aber das macht unsouverän und unsympathisch und fällt daher ebenso aus.
  • und da Sie leider auch keinen konkreten Plan parat haben, der just diese Marktanteils-Malaise auf die Schnelle löst, können Sie damit auch nicht glänzen.

Die eleganteste Lösung ist das Bridging und das geht so:

Sie gehen auf die Feststellung des Reporters ein, denn sie ist ja faktisch richtig. Sie geben ihm (kurz!) Recht und geben ein Schuss Empathie dazu. Und danach leiten Sie zu einem Thema über, das dazu passt. Es muss nicht die perfekte Lösung beinhalten, aber in eine gute Richtung zeigen. Das klingt dann in etwa so:  „Ja, Sie haben Recht, wir haben in den vergangenen Jahren mehrfach hintereinander Marktanteile in Deutschland verloren….“ (=Faktenanerkennung, aber nicht zu viele Details des Desasters, denn die wollen Sie ja später nicht noch schwarz auf weiß nachlesen können, oder?). „….Sie können sich vorstellen, dass dies auch mich nicht erfreut, schon gar nicht der Belegschaft gegenüber… (=Empathie)….UND wir sind stolz darauf, dass wir einen Fuß in die fernöstlichen Märkte setzen konnten. Sehen Sie, Asien ist mittlerweile einer der größten Player der Erde geworden. Unser neues Produkt X……. undsoweiterundsoweiter.“

Warum UND und nicht ABER? Wer kritischen Fragen mit Widerspruch begegnet, wirkt auf das Publikum oft selbstgerecht. Außerdem können Sie damit verhindern, dass der Reporter seine Kritik und Ihre Entgegnung  en detail gegeneinander aufrechnet. (nur zur Erinnerung: Sie hatten ja keine perfekte Lösung für die Marktverluste in der Tasche…..).

Vielleicht fragen Sie sich, warum diese Methode funktioniert, denn der Reporter bemerkt ja  – sofern er Fachmann ist bzw zuhören kann – Ihr Bridging ganz genau. Aber das Publikum prämiert keine Faktenhuber, sondern Sympathieträger. Wer auf Details herumreitet, gerät ins Abseits. Das gilt auch für Journalisten: Das Publikum mag es zwar gern, wenn sie scharfsinnig sind und den Interviewpartner anhand dessen eigener Aussage „überführen“, aber kleinteilige Wadenbeißer findet es dann doch enervierend.  Wer dagegen  versöhnlich und verbindend wirkt, hat Aufwind. Und deshalb geht in unserem Beispiel der Punkt an Sie. Ein eiliges „Aber das ist doch nicht die Antwort auf meine Frage….!“ wirkt dann unter Umständen, als gönne der Reporter Ihnen den Fernost-Erfolg nicht. Sie sehen: im Interview geht es um mehr als nur um Informationen. Klar, im Vieraugengespräch gelten ganz andere rhetorische Gesetze und da hat das „aber“ auch wieder seinen Platz. Doch hier ist das Publikum die  Jury.

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Foto-Quelle: kotafoty

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Antwort-Vierklang

VierEs wäre doch schön, wenn sich Ihr Leser/Hörer/Zuschauer Ihre Interview-Antworten auch merken könnte, oder? In der Rhetorik haben sich ein paar Antwort-Muster bewährt, die auch abstrakte Themen klar und verständlich machen. Zum Beispiel dieser Vierklang:

Botschaft, 2-3 Begründungen, erläuterndes Beispiel, selbe Botschaft zur Verstärkung noch einmal.

Die eindrucksstärkste Begründung setzen Sie in Ihrer Reihung an die erste Stelle, denn falls Journalisten kürzen müssen, kürzen sie von hinten.  (In der Rhetorik für Vorträge gelten andere Regeln).

In meinen Interviews hat eine Vielzahl von Politikern und Wirtschaftsvertretern diesen Vierklang verwendet und auch wenn man den Inhalt noch so fragwürdig finden wollte, klang die Antwort durch diesen Vierklang stets eingängig, aufgeräumt und professionell.

Natürlich muss nicht jede Antwort derart gestrickt werden. Schon gar nicht, wenn das Interview einen Gesprächs-Charakter behalten soll. Aber grundsätzlich gilt: Fangen Sie in Ihrer Story mit dem Wichtigsten an, nicht mit dem chronologisch Ersten. Denn Journalisten kürzen bekanntlich von hinten. Außerdem wird ihr Publikum Sie dafür lieben.

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Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Hintergrund

Setting Interview verpixelt

Der Tag des Interviews ist gekommen, die Reporter stehen vor der Tür. Auch wenn Sie inhaltlich gut vorbereitet sind, gibt es vor allem vor  TV-Interviews noch einiges zu beachten. Die Kamera bildet nicht nur Sie ab, sondern auch die Szenerie hinter Ihnen. Und was soll da später im Bild zu sehen sein? Räumen Sie noch einmal auf, damit später keine zerdrückten Papp-Kaffeebecher hinter Ihnen wie Gartenzwerge auf der Anrichte lungern. Hängen die Bilder gerade? Ist die Jalousie symmetrisch hochgezogen? Steht etwa irgendwo ein Aschenbecher herum? Setzen Sie innerlich einen „Kamerablick“ auf und schauen sich um. Dasselbe gilt, wenn Sie vor dem Gebäude stehen wollen oder sollen. Achten Sie darauf, nicht vor Mülltonnen, Lieferanteneingängen,  Baustellen o.ä. zu stehen. Gerade, wenn Sie auch Kritisches zu verkünden haben, ist schnell ein unfreiwilliger Zusammenhang zum Bild hergestellt. Und wie ist es mit dem Firmenlogo? Sofern Sie Gutes berichten wollen, sollte es im Hintergrund auf jeden Fall zu sehen sein. Falls es aber um negative Botschaften geht, versuchen Sie,  einen neutralen Hintergrund zu finden – sofern dies möglich ist.

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Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Turbo-Prep Kurz-Interview

uhr zeit rot

Angenommen, Sie werden um ein kurzes Interview gebeten, weil Ihre Firma ein neues Produkt auf den Markt gebracht hat.  Der Termin ist schon in einer Stunde, weil die Redaktion sich kurzfristig entschieden hat, aus Ihrer Pressemeldung eine kleine Story zu machen bzw sie in einen größeren Kontext einzubauen. Aufregend, oder? Selbst alte Hasen müssen da noch einmal tief Luft holen, obwohl das Thema nicht kontrovers ist. Aber „kurz“ ist hier das Gegenteil von „einfach“. Denn diese vier, fünf Antworten, die Sie geben dürfen, müssen sitzen. Sie ergeben sich nicht aus der Gesprächssituation, sondern haben eher den Charakter von Einzelstatements. Und als Statement werden sie vermutlich in der späteren Story auch verwendet. Gut ist, wenn Sie vorab schon klären können, was der Journalist fragen will.  Wenn nicht, auch okay. Denn Regel Nr. 1 heißt: „Nerven behalten“. Journalisten fragen in solchen Situationen oft nach dem Muster: „wer-wie-was-wo-wann-warum“ mit mehr oder minder skeptischem Unterton. Das kann sich so anhören:

  • Was kann das Produkt? Warum ist es so sensationell, wie behauptet? Was wollen Sie am Markt damit erreichen? Aber die Konkurrenz hat doch auch schon…..? wer soll das bezahlen? Was passiert, wenn es floppt? Zieht das neue Produkt Veränderungen in der Fertigung nach sich? Usw.

Für Sie heißt das: Konzentrieren Sie sich auf folgende sechs Dinge:

  • Rufen Sie als Erstes einen geeigneten Kollegen/Mitarbeiter hinzu, der sich mit dem Produkt auskennt bzw für Kommunikation zuständig ist. Solch ein Sparringspartner entlastet enorm.
  • Verinnerlichen Sie Ihre Kernbotschaften zu dem angefragten Thema und zu Ihrem Unternehmen. Mehr als fünf müssen es nicht sein. Das setzt allerdings voraus, dass Sie sie schon erarbeitet haben.
  • Können Sie diese Kernbotschaften begründen? Besser noch: haben Sie zwei, drei passende aktuelle Beispiele dazu?
  • WICHTIG: solche sogenannten Statement-Antworten müssen in sich inhaltlich abgeschlossen sein. Sie werden später ohne die dazugehörige Frage verwendet und ohne Zusammenhang zu Ihren anderen Antworten. Darum setzen Sie bitte gedanklich einen Anfang und ein Ende und sprechen Sie bitte in ganzen Sätzen (sorry für den Lehrerton, aber auf diese Weise erschweren Sie, dass Ihre Botschaft verfremdet wird).
  • Kurzes Brainstorming: was könnte die Widerrede des Journalisten sein? Was kann er kritisch sehen?
  • Legen Sie sich eine Handvoll wichtige Zahlen zurecht. Reporter fragen nach ihnen, das Publikum vergisst sie schnell. Aber sie runden das Bild Ihres Unternehmens in der Öffentlichkeit ab.

Achtung! Diese Vorbereitung reicht NICHT aus, wenn es um ein Interview mit kritischem Ansatz geht (Ihre Firma als Luftverpester etc). Sie reicht auch NICHT aus, um ein längeres Format zu füllen (mehr als drei Minuten Radio-TV, mehr als eine Zeitungsspalte). Dieser Turbo hilft nur, wenn Sie z.B. die unverhoffte  Chance bekommen, schnell noch Ihre Unternehmens-Neuheit unterzubringen. Oder der Lokalzeitung das Neueste von Ihrem  Lagerhaus-Neubau/ Ihrer Niederlassungsgründung/Charity-Veranstaltung zu erzählen. Dann aber beruhigt der Turbo die Nerven, bündelt Ihre Gedanken und sorgt für eine runde Sache. Und Ihr Kollege freut sich auch.

Sie haben Fragen dazu? Dann mailen Sie mir oder rufen Sie mich an!

 

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Interview wiederholen?

fast rewindKann man ein Interview wiederholen lassen, weil die erste Variante nicht gelungen erscheint? Das hängt vom guten Willen der Redaktion ab. Ein Recht auf einen zweiten Versuch gibt es nicht. Das würde ja voraussetzen, dass Sie Ihren ersten Versuch zurückziehen dürfen, und bereits das funktioniert nur per Goodwill der Redaktion.  (siehe „Interview zurückziehen“). Sie sollten also damit rechnen, dass der Journalist Ihren Erstversuch veröffentlichen will – egal, wie verhaspelt oder unscharf formuliert er ist. Das klingt hart, aber  – salopp gesagt: einen zweiten Versuch für den ersten Eindruck gibt es im Leben ja ebenso wenig.

Dabei darf man noch froh sein, wenn der Journalist tatsächlich das tut, was er ankündigt. Es gibt auch Fälle von TV-Aufzeichnungen, in denen man dem Interviewten einen zweiten Anlauf zugestand, aber stattdessen später für die Sendung beide Interview-Varianten genüsslich ineinander schnitt. Das ist zweifelsohne  schlechter Stil, unter Umständen der Bruch von Zusagen, vielleicht sogar justiziabel, aber gesendet ist gesendet. Es ist nicht einfach, die Wirkung im Nachhinein wieder einzufangen.  Warum machen Journalisten das? Sie wollen die Wirklichkeit darstellen bzw das, was sie dafür halten. Unter Umständen ist das nicht gerade Ihre Auffassung von Wahrheit und Wirklichkeit. Außerdem haben Journalisten eine feste Vorstellung von Gut und Böse. Auch die muss mit Ihrer nicht übereinstimmen. Ein dankbares Feld für abendfüllende Diskussionen…..

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Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Interview zurückziehen?

Interviews zurückziehenKann man ein Interview zurückziehen? Das kommt auf die Redaktion an. Fakt ist: es gibt kein Recht auf Rückzug des Interviews. Und es gibt auch kein Recht auf Rückzug einzelner Fragen. Deshalb geht es hier aus Sicht der Journalisten um Kulanz bzw Goodwill. Und das Selbstverständnis ist hier von Redaktion zu Redaktion  sehr unterschiedlich.

Als Faustregeln gelten:

  • Je heikler das Thema, desto weniger wird sich die Redaktion darauf einlassen. Warum sollte sie die gewonnenen Zitate wieder hergeben?
  • Je drängender der Informationsbedarf, desto niedriger die Chancen.
  • Je schneller Sie handeln, desto höher die Chance. In vielen Radio-/TV-Redaktionen gilt: 1-2 Stunden nach der Aufzeichnung lässt man sich noch darauf ein, einen Sendeplatz wieder neu besetzen zu müssen. Später nicht mehr. Und bei Brisanz des Themas sowieso nicht.
  • Je besser Ihr Image und je besser der Kontakt in die Redaktion, desto höher die Chance.

Noch ein Wort zum Rückzug einzelner Fragen: die Vorstellung, auf Geheiß des Interviewten ein Interview bearbeiten zu müssen, passt nur schlecht in das journalistische Selbstverständnis. Dafür braucht ein Redakteur schon eine sehr, sehr plausible Begründung.

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Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Fragen ausschließen?

Fragen ausschließenKann man Fragen ausklammern? Ja, man kann. Aber es wirkt nicht imagefördernd. Außerdem halten sich  Journalisten nicht immer an solche Absprachen. Am einfachsten ist es für Sie, wenn der Journalist das gesamte Thema wechseln will. Also statt zum Thema „Umsatzziel“ über „Arbeitszeitbetrug“ in Ihrer Firma reden will. Dann kann man höflich und mit freundlicher Bestimmtheit ablehnen nach dem Motto: „Tut mir Leid, das war so gar nicht verabredet. Lassen Sie uns darüber gleich sprechen und einen neuen Termin ausmachen.“

Wenn dieser Themenwechsel gar vor laufender Kamera angekündigt wird, ist es umso wichtiger, in größter Freundlichkeit das Interview erst einmal zu unterbrechen. Und achten Sie darauf, dass die Kamera danach auch wirklich ausgeschaltet wird. Nicht, dass die Backstage-Diskussion mit dem Journalisten nachher noch den Weg in die Medien findet…………

Schwieriger ist es, nur einzelne Fragen auszuschließen. Journalisten haben die Freiheit, dies im Abdruck/in der Sendung zu vermerken (…wollte sich dazu nicht äußern….) und das wirkt auf das Publikum befremdlich und erzeugt Neugier und Argwohn. Klüger ist es unter Umständen, sich eine allgemein ausweichende Antwort dazu zurecht zu legen.   Aber die muss dann sitzen.

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Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: wer fragt was?

Journalisten fragen stellvertretend für ihr Publikum. Wenn man sich vorstellt, wer das Blatt liest/die Sendung guckt, ahnt man die Interessen.

Nehmen wir einmal an, Ihr Unternehmen stockt die Produktion auf und baut dafür ein neues Gebäude. Wenn die Regionalzeitung darüber berichten will, interessiert sie sich für das Bau-Ereignis inklusive Verkehrsbehinderungen, für neue Arbeitsplätze und für Ihr Unternehmen als Leistungsträger dieser Stadt.

Ein Wirtschaftsblatt berichtet nur in Einzelfällen direkt über Ereignisse, wie zb. Bauvorhaben.  Stattdessen benutzt es  Ihr Vorhaben lieber für einen Hintergrundbericht über Ihre Firma oder die Branche. Je nach Magazin eher betriebs- bzw volkswirtschaftlich orientiert oder auf Aufstieg und Fall einzelner Personen fixiert. (Merke: auch Wirtschaftsblätter emotionalisieren gern ihre Berichterstattung, weil sie wissen, welche Anziehungskraft dies auf das Publikum hat.)

Sofern Sie in ein Boulevard-Blatt geraten, geht es vermutlich um die ‘skandalösen’ Staus, die durch die noch ‘skandalöseren’ Straßensperrungen rund um Ihr ‘unerhörtes’ Bauvorhaben entstehen werden…. Sie wissen schon, was ich meine!

Und dann gibt es da noch die Weltanschauungen – je nach politisch-gesellschaftlicher Ausrichtung. Von einem eher konservativen Blatt werden Sie andere kritische Fragen hören als von einer links-ökologisch ausgerichteten Zeitung.

Zugegeben,  allseits passende Schablonen sind das hier nicht, sondern nur Erfahrungswerte. Man kann mit einzelnen Redaktionen auch Überraschungen erleben. Tröstlich ist:  Man kann sich auf entsprechende Fragen vorbereiten, aber nicht nur das. Man kann den speziellen „Neigungen“ der jeweiligen Redaktionen auch aktiv begegnen.  Nämlich durch eine PR, die zB. die Boulevardpresse auf Ihre Seite bringen kann. Besprechen Sie das mit Ihrer PR-Abteilung.

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Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: was wollen Journalisten wissen?

Hier lohnt ein ausführliches Brainstorming im Management. Und vergessen Sie bitte nicht etwaige „Leichen im Keller“.  Auch wenn Sie betreffende Fälle  nur als ganz normale Geschäftsprozesse betrachten – es reicht, dass die Journalisten das anders sehen könnten. Und da es zum guten Ton in den Redaktionen gehört, kritische Fragen zu stellen, werden die Reporter nach solch kritischen Aspekten sicherlich suchen.  Außerdem braucht es einen Blick von außen auf Ihre Firma:  was halten Journalisten von Unternehmen wie dem Ihrigen? Was wurde bereits über Sie geschrieben? Auch wenn Sie noch so rechtschaffend wirtschaften – Es gibt bestimmte Merkmale, die bei Journalisten und in der Öffentlichkeit Argwohn hervorrufen. Dazu zählen  Größe, Einfluss, Reichtum, Erfolg.  Versuchen Sie, die Außenwirkung Ihres Unternehmens umfassend zu recherchieren. Oder lassen Sie recherchieren.  

Im Übrigen gilt: Redaktionen stillen die Bedürfnisse ihres Publikums. Wenn Sie sich also den typischen Leser/Zuschauer/Hörer des betreffenden Mediums vorstellen, haben Sie schon einen Eindruck, welche Fragen kommen werden. Sowohl in der Sache als auch im Stil.

Sie haben Fragen dazu? Dann mailen Sie mir oder rufen Sie mich an!

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Kernbotschaften unterbringen

Wie groß ist die Chance, Ihre Kernsätze im Interview anzubringen?

Je positiver das Interview-Thema ist, desto leichter bringen Sie Ihre Botschaften unter. Aber glauben Sie mir: Journalisten finden immer etwas, was man kritisieren kann. Und wer als Journalist von seinem Publikum ernst genommen werden will, ist geradezu verpflichtet, auch kritische Fragen einfließen zu lassen. Zwei Dinge dazu:

Es gibt Methoden, aus kritischen Fragen positive Antworten zu machen. Mehr darüber erfahren Sie an anderer Stelle unter dem Begriff Bridging.

Der Inhalt der kritischen Fragen  ist meistens im Vorfeld absehbar. Darauf kann man sich vorbereiten. Wagen Sie also einen Blick durch die Augen der Journalisten auf Ihr Unternehmen.

Besonders heikel wird es, wenn der Journalist vermutlich etwas über Sie weiß,  was Sie noch nicht wissen (Gerüchte, Branchen-Informationen). Oder wenn er Informationen hat, die Sie lieber aus der Öffentlichkeit heraushalten wollen. Damit befinden wir uns im Bereich der Krisen-PR. Hier braucht es eine Kommunikations-Strategie VOR dem Interviewtermin.

Umso wichtiger also die Frage: gibt es Ereignisse/Prozesse, die von außen kritische Fragen aufwerfen könnten. Selbst die kleinste Wahrscheinlichkeit sollte man durchdenken und entsprechende Antworten erarbeiten.

Sie haben Fragen dazu? Dann schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an!

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Kernbotschaften kennen

Selbstverständlich haben Sie den Überblick über Ihr Unternehmen. Sie kennen Ihre Zahlen im Schlaf. Ebenso die Stimmung in der Firma und die Perspektive am Markt. Und es ist ein Leichtes für Sie, all dies Ihren Management-Kollegen zu erläutern. Im Interview aber ist die Situation eine andere: Da kommt es auf jede Silbe an, nichts ist rückholbar, die Situation ist unbequem, zumindest aber ungewohnt. Außerdem geht nun die Botschaft an einen Betriebs- wenn nicht sogar Branchenfremden. Da gilt es, nicht missverstanden zu werden. Und das allemal, wenn es um kritische Fragen geht. Wenn Sie dann auf bereits Formuliertes zurückgreifen können, schafft dies Sicherheit. Das Erstellen solcher Kernbotschaften kostet zwar seine Zeit. Aber: wenn Sie jemanden finden, der Ihnen als Sparringspartner die wichtigsten Fragen der Öffentlichkeit stellt, sind Sie bald  am Ziel. Und wenn Sie sich auf diese Weise erst einmal zu den jeweils wichtigsten Themen positioniert haben, hält das eine Weile.

Sie haben Fragen dazu? Dann mailen Sie mir oder rufen Sie mich an!

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: Kernbotschaften?

Welche Informationen wollen Sie unbedingt im Interview unterbringen? Es ist ratsam, diese „Kernbotschaften“ vor dem Interview festzulegen. Denn häufig passiert folgendes:

– Der Journalist stellt keine geeignete Frage, die Ihre Kernbotschaften zulässt.

– Der Journalist bringt das Interview auf eine emotionale Ebene und bringt Sie von Ihren Kernbotschaften ab.  Das gilt vor allem für kritische Interviews in heiklen Situationen. Es gibt aber für diese Fälle Methoden, die ich Ihnen in einem späteren Blogbeitrag erkläre.

– Die Kernbotschaften fallen Ihnen im Eifer des Gefechts nicht mehr ein (und das ist menschlich!). Denn ein Interview ist per se kein Heimspiel. Selbst dann, wenn der Reporter gar keine kritischen Fragen in petto hat, ist er doch ein Fremder mit eigenen Interessen. Er wird versuchen, durch Fragen zu führen.

Also: planen Sie vorher, was auf jeden Fall „rüberkommen“ soll. Oder wissen Sie das noch gar nicht? Dann sprechen wir darüber in der nächsten Folge meines Blogs.

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: die hardcore Interview-Anfrage

Wenn Sie in einer Branche tätig sind, die mit Skandalen in Verbindung gebracht wird oder wenn Sie mit Ihren Produkten/Dienstleistungen den Menschen sehr nahe kommen (Nahrung, Gesundheit, Gefahrstoffe etc), dann kommen Investigativ-Redaktionen und Verbrauchertest-Magazine auf Sie zu. In solchen Fällen kann die Interview-Anfrage samt Konsequenzen ganz anders aussehen:

Der vorgelegte Fragekatalog gibt nur bei genauestem Hinsehen einen Anhaltspunkt, worum es den Journalisten wirklich geht. Da gilt es zu erahnen, „wohin der Hase läuft“.

Von Investigativen TV-Redaktionen ist bekannt, dass nicht immer mitgeteilt wird, WER da eigentlich anfragt. Sodass sich Unternehmen schon gezwungen sahen, die TV-Programme der kommenden Wochen durchzuschauen. Auf diese Weise wollten sie entdecken, wer da wohl recherchiert.  Mit Erfolg, übrigens.

In beiden Redaktions-Arten gilt: Diese Magazine berichten auch ohne Sie. Also haben Sie folgende Möglichkeiten:

  • Sie äußern sich gar nicht (Übersetzung im Film: „Firma xy war nicht erreichbar/ wollte sich nicht äußern“)
  • Sie geben nur ein schriftliches Statement ab, das man zitieren kann.
  • Sie geben ein Interview.

Ich rate zum Statement. Denn stumm bleiben wirkt nicht imagefördernd. Und das Interview stößt hier an seine Grenzen. Denn  so gut Sie auch vorbereitet sein werden – sofern die Story schon „steht“, wird man Ihre Statements entsprechend verwenden.

Hilfreich ist in beiden Fällen, sich in Gedanken vorsorglich in den „Krisen-Modus“ zu schalten. Auch wenn eine Krise für Sie gar nicht erkennbar ist.  Denn vor allem das Investigativ-Magazin will diese Krise bei Ihnen entdecken. In Verbrauchertest-Magazinen ist dagegen auch eine positive Darstellung Ihres Unternehmens noch vorstellbar.

Sie haben Fragen dazu? Dann schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an!

Medientraining für heikle Situationen – der Ratgeber: die Interview-Anfrage

Glückwunsch! Die Presse interessiert sich für Ihr Unternehmen, weil Sie einen unternehmerischen Coup gelandet haben.   Ein Magazin aus Print, Radio oder TV fragt nach einem Interview-Termin. Wie wunderbar, denken Sie! Aber bevor es losgeht, sollten Sie auf folgendes achten:

  • Ganz wichtig: worum soll es gehen? Der Journalist wird Ihnen nicht die wörtlichen Fragen verraten, aber die „Stoßrichtung“ wird er nennen.
  • Wer ist Zielgruppe des Mediums? Fachpublikum? Boulevard? Wenn Sie sich die Leser-/Hörer-/Zuschauerschaft vorstellen, dann können Sie Stil und Inhalt der Fragen schon erahnen. Denn Journalisten fragen stellvertretend für ihr Publikum.
  • Wer ist die Zielgruppe speziell Ihres Interviews? Für wen genau erklären Sie Ihre Handlungsweise? Entsprechend wissen Sie, wie viel Wissen Sie voraussetzen können und wie einfach bzw anschaulich Ihre Sprache sein sollte. Schließlich wollen Sie doch Ihr Publikum überzeugen, oder?
  • Wie lang soll das gedruckte/gesendete Interview werden? So wissen Sie, wie viele Fragen kommen werden.
  • Bleibt es ein Interview oder fließen Ihre Antworten in einen Artikel/Beitrag ein? Das hat Einfluss auf Ihre Antworten. Wenn die Antworten nämlich als Zitat bzw Statement verwendet werden, stehen sie nicht mehr im Zusammenhang. Also sollte man sie umsichtiger und vollständiger formulieren.
  • In welchem Umfeld erscheint es? Gibt es noch andere Beiträge zu dem Thema? Achtung: Schmückt das Umfeld Ihre Firma oder schadet es?
  • Und – ganz wichtig: was könnte der Journalist außerdem von Ihnen wissen wollen? Gibt es kritische Themen, die Sie in der Öffentlichkeit nicht so gern ausleuchten möchten? Auch dazu sollten Sie Antworten entwerfen.

Sie haben Fragen dazu? Dann schreiben Sie mir oder rufen Sie mich an!

Artikel vom März 2016 / Update vom Mai 2019